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Willingen (Upland)

Willingen (Upland) ist eine Gemeinde im Upland, dem nordöstlichen Teil des Rothaargebirges. Sie gehört zum Landkreis Waldeck-Frankenberg in Hessen (Deutschland) und grenzt direkt an denHochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen.

Die urkundliche Ersterwähnung Willingens geht auf das Jahr 1380 zurück. In ihrer heutigen Form besteht die Gemeinde seit der Gebietsreform 1974, als die heutigen Ortsteile zur neuen Gemeinde Willingen zusammengelegt wurden. Willingen ist Wintersportort und wirbt in der Regel mit dem Zusatz Hochsauerland. International bekannt ist es durch die jährlich stattfindenden Weltcup-Skispringen der FIS an derMühlenkopfschanze und der 2007 erbauten EWF-Biathlon-Arena. Wahrzeichen von Willingen ist ein Viadukt, das im Ersten Weltkrieg erbaut wurde und bis heute als Eisenbahnbrücke genutzt wird.

 

Geographie

Lage

Die Gemeinde Willingen liegt im Nordwesten von Nordhessen im Nordostteil des Rothaargebirges und im Rahmen ihrer Kernortschaft etwa 60 km (Luftlinie) westlich von Kassel. Das Gemeindegebiet entspricht dem Gebiet der Region Upland.

In diesem Teil des Rothaargebirges entspringen neben der Diemel auch deren Zuflüsse Hoppecke und Itter. Die Quellen liegen etwa 400 m auseinander, umgeben von Langenberg (843,2 m) an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, Mittelsberg (801 m), Hegekopf (842,9 m), Mühlenkopf (ca. 815 m) und Ettelsberg (837,7 m). Im Gebiet des Langenberges liegt mit über 843 m der höchste Punkt des Gemeindegebiets, wobei sich der Gipfelpunkt etwa 20 m von der Gemeindegrenze entfernt auf dem Gebiet Nordrhein-Westfalens befindet.

Die Hoppecke fließt nach Norden ab, erreicht nach kurzem Lauf den westlichen Ortsrand von Willingen. Weiter nach Norden fließend verlässt die Hoppecke wenig später das Gemeindegebiet RichtungBrilon-Wald. Nordwestlich der Hoppecke bildet der Höhenzug zwischen Langenberg und Hoppernkopf (805 m) die Grenze zu Olsberg und Brilon. Der Hoppernkopf leitet nach Norden zum HöhenzugSchellhorn (max. 761 m) über, der in Nordrhein-Westfalen im Stadtgebiet von Brilon liegt.

Die etwas südlicher entspringende Itter durchfließt das Waldgebiet Stryck zunächst in östlicher Richtung, wendet aber ihren Lauf bald ebenfalls nach Norden und passiert dabei die Ortschaft Stryck. Anschließend durchfließt sie Willingen am östlichen Ortsrand. Östlich liegen Iberg (720,5 m) und Orenberg. Weiter in nordnordöstliche Richtungen fließend führt ihr Weg westlich von Schwalefeld vorbei Richtung Diemelsee. Kurz vor Bontkirchen verlässt die Itter das Gemeindegebiet. Nördlich von Willingen trennt der Höhenzug des Dreis mit dem Hohen Eimberg (806,1 m) Hoppecke und Itter.

Östlich des Itteroberlaufs ragen Musenberg (738 m), Hohe Pön (792,7 m), Emmet (742,5 m) und Auf’m Knoll (739,3 m) auf. An der Ostflanke des Knoll entspringt die Diemel, die nach Norden abfließt. Nach rund 2 km durchfließt sie den Ortsteil Usseln. Ihr weiterer Weg führt sie westlich an Osterkopf (708,5 m) und Sähre (726 m) vorbei. Anschließend wendet sie ihren Lauf nach Osten, durchfließt den Ortsteil Hemmighausen und verlässt anschließend das Gemeindegebiet.

Südlich von Usseln entspringt die Neerdar. Diese durchfließt das östliche Gemeindegebiet von West nach Ost, wobei sie mehrfach die Richtung ändert. Dabei durchfließt sie die Ortschaften Neerdar undBömighausen bevor sie das Gemeindegebiet verlässt. Während die Berge im Quellgebiet der Neerdar über 600 m hoch aufragen, flacht die Landschaft Richtung Osten merklich ab. Im Südosten liegt mit401 m Höhe die niedrigste Stelle im Gemeindegebiet im Tal der Neerdar. Der Werbelberg nördlich von Bömighausen erreicht noch eine Höhe von 553,8 m.

Flächennutzung und Ausdehnung des Gemeindegebiets

Das Gemeindegebiet erstreckt sich über rund 15,8 km vom Langenberg im Westen bis zum Rhenatal im Osten und über rund 11 km zwischen Twerenberg im Norden und Hopperkopf im Süden.[2]

Das 80,19 Quadratkilometer große Gemeindegebiet umfasst 297 Hektar (ha) Gebäude- und Freifläche, 8 ha Betriebsfläche, 34 ha Erholungsfläche, 438 ha Verkehrsfläche, 2.990 ha Landwirtschaftsfläche, 4.154 ha Waldfläche, 54 ha Wasserfläche und 44 ha Gemeindefläche unterliegen einer anderen Nutzungsart.[3]

Nachbargemeinden

Willingen grenzt im Norden an die Gemeinde Diemelsee, im Osten an die Stadt Korbach (beide in Nordhessen), im Süden an die Stadt Medebach, im Südwesten an Stadt Winterberg, im Westen an die Stadt Olsberg und Nordwesten an die Stadt Brilon (alle vier imHochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen).

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Willingen gliedert sich in die Ortsteile Bömighausen (276 Einwohner), Eimelrod (463 Einwohner), Hemmighausen (99 Einwohner), Neerdar (112 Einwohner), Rattlar (329 Einwohner), Schwalefeld (600 Einwohner), Usseln (1.723 Einwohner),Welleringhausen (87 Einwohner) und Willingen (2.462 Einwohner) mit Hoppern und Stryck.[4] Die für die Ortsteile angegebenen Einwohnerzahlen sind die Hauptwohnsitze gemäß der Angabe der Gemeinde Willingen.[5]


Geschichte

Die Ursprünge der Dörfer um Willingen liegen wahrscheinlich in der Zeit um 1000. Nach der Christianisierung wurde um 870 n. Chr. die erste Kirche in Usseln errichtet.[6] Die große Ringwallanlage der Schwalenburg bei Schwalefeld, die wahrscheinlich zwischen dem späten 8. und 10. Jahrhundert entstand, deutet ebenfalls auf eine Besiedlung hin. Willingen wurde 1380 erstmals urkundlich erwähnt. Zunächst bestand der Ort, wie in vielen Uplandgemeinden, nur aus wenigen Lehnshöfen. Die schwierigen klimatischen Bedingungen im Upland ließen hier die Besiedlung nur langsam entstehen. Die nur wenigen Gehöfte gehörten zunächst zur Herrschaft Padberg. Später gehörte Willingen zu Waldeck.

Eine von 1340 bis 1470 andauernde Wüstungsperiode führte zum völligen Niedergang. Erst im 15. und 16. Jahrhundert kamen Willingen und ein Teil der anderen Uplandgemeinden in den Besitz der Waldecker Grafen. Im Stryck richteten die Waldecker Grafen eine Oberförsterei für die Pflege der umfangreichen Waldjagdgebiete ein. Es folgte eine erneute Aufbauzeit, die etwa von 1480 bis 1620 andauerte. Der Waldreichtum im Upland veranlasste die Waldecker Grafen, auch Eisenhütten zur Eisenerzeugung und Hämmer für die Verarbeitung des Eisens anzulegen. Seit 1530 gab es in der Nähe von Willingen ein Hammerwerk. In Willingen gab es drei bis vier Hütten mit den dazugehörenden Hämmern sowie acht bis zehn Betriebe. Hergestellt wurden Kleineisenwaren wie Nägel und Säbel, die anschließend im Wanderhandel bis hin nach Holland, Österreich und Polen verkauft wurden.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort fast vollständig vernichtet. Durch Kriegsereignisse und schwere Pestepidemien ging die Bevölkerungszahl um etwa 2/3 zurück.[7] Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) wurde der anschließende Wiederaufbau abermals unterbrochen. Auf der Grafschaft Waldeck lastete danach eine Schuldenlast von mehr als 800.000 Reichstalern.

Im Jahr 1847 kam es zu einem großen Brand des Ortes, dem 47 Häuser zum Opfer fielen. Im 19. Jahrhundert waren die Erwerbsmöglichkeiten außerordentlich beschränkt. Ein Großteil der männlichen Einwohner zog alljährlich im Rahmen des Sauerländer Wanderhandels in den Süden und Norden Deutschlands. Nur in den Wintermonaten kamen sie nach Willingen zurück.[8]

1898 wurde die geschaffene Telefonverbindung mit dem Nachbarort Usseln eröffnet. Im Frühjahr 1913 begann man an mehreren Abschnitten mit dem Streckenbau der Uplandbahn zwischen Brilon Wald und Korbach. Am 1. Oktober des darauf folgenden Jahres wurde die Teilstrecke Brilon Wald – Willingen dem Verkehr übergeben.[9] Am 1. April 1917 trat die letzte Postkutsche ihre Fahrt an, um zukünftig der Eisenbahn das Feld zu überlassen.

Bis 1929 gehörte Willingen zum Freistaat Waldeck und kam nach dessen Auflösung zum Freistaat Preußen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Züge der Uplandbahn wiederholt das Ziel von feindlichen Fliegerangriffen. Am 25. September 1944 wurden zahlreiche Reisende und der Lokführer verletzt, als der Mittagszug beschossen wurde. Am 24. Oktober hatte man vierzehn Tote und zahlreiche Verletzte nach einem Tieffliegerangriff zu beklagen. Ein voll beladener Munitionszug mit 28 Wagen, der im Willinger Bahnhof stand, explodierte am 20. März 1945 nach einem Luftangriff. Alle Häuser im näheren Umkreis wurden beschädigt und zum Teil unbewohnbar. Trümmerteile flogen bis ins weit westlich gelegene Ruhrtal.[10] Am 29. März 1945 wurde Willingen von einer aus Süden kommenden Panzerkolonne der US-Army kampflos besetzt.[11]

Ab 1942 gehörte der Ort zum Landkreis Waldeck (seit Januar 1974 Waldeck-Frankenberg). Zehn Jahre zuvor war Willingen als Luftkurort anerkannt worden. 1935 errichtete man die erste klimatische Wetterstation im Ort mit dem Ziel „Heilklimatischer Kurort“ zu werden. Dieses Ziel erreichte Willingen am 20. August 1957 mit der Anerkennung als Heilklimatischer Kurort.[12]

Der Bahnverkehr der Uplandbahn wurde im November 1999 vorübergehend eingestellt und im Dezember 2003 nach umfassenden Sanierungsarbeiten wieder aufgenommen. Allein für die Renovierung des Willinger Viaduktes wurden 9 Millionen Euro aufgebracht

 

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